Die Zeit zwischen den Jahren, wenn es abends ruhiger auf den Straßen wird, alles so voller Liebe, Harmonie und leckeren Gerüchen ist, ist für uns Gestörte die wohl schwierigste des Jahres.
„Bist Du noch ganz bei Trost, abends nach 20:00 Uhr Kohlenhydrate zu essen?“ oder auch „Bist Du nicht vielleicht doch heimlich in Deinen besten Freund verliebt?“ und gerne auch die Frage, ob ich mir die überschüssigen Hautlappen schon habe entfernen lassen, nachdem ich mich nun halbiert habe.
„Wenn Jana Crämer auf der Bühne sitzt, nervös an ihren Aufzeichnungen herumnestelt und verschämt zu Boden blickt, wird schnell klar, dass die Autorin aus ihrem eigenen Leben berichtet. Dass die schonungslos ehrlich vorgetragenen Erinnerungen ans Hungern, Fressen und Kotzen sie noch heute einholen und die Gedanken sie immer noch quälen. Nicht selten stockt dem Publikum der Atem und man wünscht sich, zu ihr hoch auf die Bühne zu gehen, sie in den Arm zu nehmen, um sie zu trösten und ihr für ihren Mut zu danken, das auszusprechen, was unzählige Frauen fühlen und ebenso durchleiden.
Um die Pointe gleich mal vorweg zu nehmen: Ja. Ich finde, dass jeder das gute Recht hat, sich aufgrund seines Aussehens richtig mies und elendig zu fühlen.